Konzertkritik

Konzert vom 22.01.2016 im Raatssaal

Eine Künstlerfreundschaft
Brahms und Dvorak mit Klavier, Violine und Gesang - Zuschauer spendeten viel Applaus für die Künstler
Pinneberger Tageblatt, 25. Januar 2016

Dvorak und Brahms haben im Zentrum des jüngsten Konzertes des Kulturvereins Pinneberg am vergangenen Freitag gestanden. Unter dem Titel „Eine Künstlerfreundschaft“ widmete sich der Musikalische Leiter Cord Garben (Klavier) gemeinsam mit Jale Papila (Alt) sowie Olha (Klavier) und Ustyna Bil (Violine) den beiden Komponisten. Garben: „Wir wollen die Freundschaft unter diesen Künstlern darstellen. Brahms wusste nach dem ersten Hören, dass Dvorak ein bedeutender Komponist ist. Aber dieser hatte Probleme, denn der Komponist Smetana war in seiner Heimat der Nationalheld. Ohne Brahms’ Hilfe hätte es für Dvorak mit der Karriere nicht geklappt.“

Langer Applaus für Cord Garben (von links), Jale Papila und die Zwillingsschwestern Ustyna und Olha Bil.

Garben, der im nicht ganz gefüllten Ratssaal moderierte und dabei auch die Tore des Spiels Hamburg gegen München ansagte, zitierte auch aus Briefen, um die gegenseitige Wertschätzung der Komponisten hervorzuheben. So sagte Brahms über seinen Schützling: „Der Kerl hat mehr Ideen als wir alle. Aus seinen Abfällen könnte sich jeder andere die Hauptthemen zusammenklauben“ – Garben kommentierte: „Ich glaube nicht, dass ein Komponist etwas schöneres über einen Kollegen sagen kann.“

Zwar lag der Schwerpunkt auf Dvorak, doch den Anfang machte ein Auszug aus Brahms’ Sonate in f-Moll op. 5. Das schwierige Stück spielte Olha Bil hochkonzentriert und schien ganz für sich allein versunken in die Musik. Beim Allegro maestoso griff sie so kraftvoll in die Tasten, dass hinter ihr glatt die Noten von einem Pult fielen. Gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Ustyna interpretierte sie auch Dvoraks Humoreske und die Sonatine in G-Dur op. 100.

Während Olha absolut ruhig schien, ließ sich ihre Schwester mit mehr Körperbewegung auf die Dramaturgie der Musik ein und wirkte emotionaler. Beeindruckend war die Synchronizität der beiden Schwestern, die jedes Ritardando im Gleichschritt meisterten. Dazu gesellten sich die Zigeunerlieder beziehungsweise -melodien von Brahms (op. 103) und Dvorak (op. 55), vorgetragen von Garben und Papila.

Während Brahms beschwingt daherkam, war Dvorak mit langsamen Tempi und Mollharmonik eher traurig. Trotzdem dauerte es etwas, bis Papila mit den Brahms-Liedern in Fahrt kam, wohingegen sie mit den fast ariosen Tonsprüngen Dvoraks zu Hochform auflief.
Felisa Kowalewski (Artikel/Foto)

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