Auf der Suche nach dem Glück
Cord Garben, musikalischer Leiter des Kulturvereins Pinneberg, stellt sein neues literarisches Werk vor.
Pinneberger Tageblatt - 26. September 2017 - von Felisa Kowalewski (Artikel/Foto)

Neues Buch: Cord Garben erzählt in "Am Glück vorbei" die Lebenswege berühmter Pianistinnen nach - heute sind nur noch wenige von ihnen bekannt.

Sie waren talentiert und einst gefeiert – heute sind sie fast alle unbekannt: berühmte Pianistinnen der Jahrhundertwende um 1900. Daran wollte Cord Garben, musikalischer Leiter des Kulturvereins Pinneberg (KVP), etwas ändern. Sein druckfrisches Buch „Am Glück vorbei. Kunst und Schicksal legendärer Pianistinnen“ (Noetzel Verlag 2017), das er kürzlich im Bücherwurm vorstellte, beschäftigt sich mit dem Leben und Wirken genau dieser Musikerinnen.

„Das Buch ist für die Menschen, die gern klassische Musik hören, nicht ausschließlich für Musikprofis“, erklärt Garben. „Die Stories, die Lebensgeschichten stehen dabei im Vordergrund.“ Interessant zu lesen sollten sie sein. Das ist ihm laut Bruder Fritz Garben gelungen: „Ich habe angefangen zu lesen aus brüderlicher Pflicht, aber es hat mich nicht losgelassen“, sagt er.

Vollständig ist Cord Garbens Liste von 17 Pianistinnen nicht. So wird etwa die wohl bekannteste unter ihnen, Clara Schumann, ausgespart. Aber der Leser begegnet einigen ihrer Schülerinnen. Garben startet mit Teresa Careño (1853-1917). „Sie hat gespielt wie eine Walküre, eine Löwin“, sagt er. Sie war viermal verheiratet, einmal mit dem Pianisten Eugen D’Albert. „Sie nannte ihn einen hässlichen, ungepflegten Gnom“, sagt Garben. „Aber dann hörte sie ihn spielen.“ Die Chaos-Beziehung der beiden starken Persönlichkeiten steht im Zentrum seiner Betrachtung von Careño. Ein bisschen wie die Geschichte von Aschenputtel klingt der Lebensweg von Sophie Menter (1846-1918), die von Franz Liszt gefördert wurde: Ein russischer Bewunderer vererbte ihr Millionen und sie kaufte ein Schloss, das sie zum Kulturzentrum aufbaute. „Sie ist eine der wenigen, die nicht am Glück vorbei gelebt haben“, kommentiert Garben. Zudem bezeichnet er sie als die größte deutsche Pianistin.

Einen völlig anderen Weg musste hingegen Clara Haskil (1895-1960) gehen. „Das war von Anfang bis Ende ein Elend“, sagt Garben. „Sie konnte alles, was sie einmal gehört hatte, fehlerfrei nachspielen.“ Ein unglaubliches Talent, das von ihrem Onkel in Wien gefördert wurde. „Der wollte mit ihr Geld verdienen und hat alle Männer, die sich für sie interessierten, vergrault.“ Zudem litt Haskil an Skoliose, eine Krankheit, die sie ans Bett fesselte. „Das Leben von sieben bis 25 Jahren, das man führen muss, um ein erwachsener Mensch zu werden, hat nicht stattgefunden“, sagt Garben. Auch später hatte Haskil zu kämpfen: Als Jüdin musste sie flüchten, erst nach Frankreich, dann in die Schweiz.

Auf insgesamt 294 Seiten erzählt „Am Glück vorbei“ von den unterschiedlichen Lebenswegen der Musikerinnen. Cord Garben selbst war auf das Thema gestoßen bei Youtube-Recherchen zu einem anderen Projekt. Er fand dabei unzählige historische Tonaufnahmen und war beeindruckt: „Ich habe die unglaublichsten künstlerischen Dinge gefunden“, sagt er. „Über männliche Pianisten gibt es wahnsinnig viele große Biografien, über die Frauen keine.“

Das Buch „Am Glück vorbei. Kunst und Schicksal legendärer Pianistinnen“ erschien am 31. Juli im Notzel Verlag. Es kostet 29.80 Euro und ist im Bücherwurm, Dingstätte 24, vorrätig. Auch das erste Konzert des Kulturvereins Pinneberg am Freitag, 29. September, ab 20 Uhr im Ratssaal, Bismarckstraße 8, widmet sich dem Thema.

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