Abschied nach 30 Jahren
Pinneberg: Traudchen Perrefort geht in den Ruhestand
Pinneberger Tageblatt - 10. April 2018 - von Margot Rung

PINNEBERG | Im September ist Schluss. Nach genau 30 Jahren in der Pinneberger Verwaltung geht Traudchen Perrefort in den Ruhestand. Bis 2016 leitete sie das Amt für Schule, Kultur, Sport und Jugend.
Groß geworden ist Perrefort auf einem Bauernhof in Gronau-Epe nahe der deutsch-holländischen Grenze im katholisch geprägten Münsterland. „Mit den gelebten Traditionen und dem erlebten Miteinander bin ich dort stark verwurzelt”, sagt sie, „eine gute Voraussetzung, um auch woanders wieder Wurzeln schlagen zu können.“ Im Alter von 14 bis 16 Jahren besuchte Perrefort die Handelsschule. In der Gemeinde Epe (Westfalen) wurde sie zur Verwaltungsangestellten ausgebildet. Ihre erste Station war das Ordnungsamt.
Erfahrungen gesammelt
„Mit Wenigem gemeinsam viel erreichen.” Das war damals die Devise einer kleinen Kommunalverwaltung mit wenigen Bediensteten. „Der eine konnte dies besser, der andere das. Jeder brachte sich mit seinen besonderen Fähigkeiten und Talenten ein. Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und konnten uns aufeinander verlassen. Das war eine Erfahrung, auf die ich mein ganzes Berufsleben lang bauen konnte“, ist Perrefort überzeugt.
Ihre berufliche Laufbahn führte sie weiter nach Münster – „Ich bewarb mich mutig auf eine Stelle.“ Von 1973 bis 1988 war sie, zunächst beim Amt St. Mauritz, und nach der kommunalen Neugliederung bei der Stadt Münster im Jugendamt tätig und bildete sich privat weiter, machte dann die Begabtensonderprüfung, um an der Pädagogischen Hochschule auf Lehramt studieren zu können. „Ich habe voll gearbeitet und nebenher studiert. Mit den Möglichkeiten der gleitenden Arbeitszeit und dem Fahrrad ließ sich das ganz gut kombinieren”, erklärt sie. Doch nach dem ersten Staatsexamen kam es anders als geplant. „Wegen der damals herrschenden Lehrerschwemme blieb ich bei der Stadt Münster und wechselte nicht in den Schuldienst.“
Stellenausschreibung der Verwaltung
Bis sich das Blatt abermals wendete. Es war 1988, als sie eines Tages auf eine Stellenausschreibung der Pinneberger Verwaltung stieß. Es handelte sich um die Amtsleiterstelle für das neu gebildete Amt für Schule, Kultur, Sport und Jugend. „Ich war damals die erste Frau in einer Amtsleiterposition, die zudem auch noch melken konnte”, erzählt sie.
Als sie im Jahr 1988 als erste Amtsleiterin ins Rathaus einzog, mischte Traudchen Perrefort gleich kräftig mit, unter anderem in der Schulentwicklungsplanung für die Stadt: Die Integrierte Gesamtschule Thesdorf (die heutige Johann-Comenius-Schule) entstand als erste Ganztagsschule Pinnebergs. Wenig später wurden an allen Grundschulen und am Förderzentrum Betreuungsgruppen eingerichtet und im Zuge der Schulgesetzänderungen wandelten sich auch später andere Schulen in Offene Ganztagsschulen. Daraus entwickelte sich ein ganz neues Aufgabengebiet für die städtische Jugendarbeit, die mehr noch als bisher nicht nur an zentraler Stelle, sondern auch in den Stadtteilen an den einzelnen Schulstandorten tätig werden musste. Zudem erforderten die Änderungen in der Schullandschaft Neu- und Erweiterungsbauten an mehreren Standorten. Beide Gymnasien benötigten darüber hinaus je eine neue Sporthalle. Die eine konnte im Jahr 2000, die andere im Jahr 2012 in Betrieb genommen werden.
2012 war auch das Jahr, in dem Perrefort versuchte, den Chefsessel im Rathaus zu erobern und als Bürgermeisterin von Pinneberg kandidierte. Die damalige Kulturamtsleiterin musste jedoch Urte Steinberg den Sieg überlassen. 13,3 Prozent der Wähler in der Kreisstadt stimmten für Perrefort, die als freie Kandidatin ohne Unterstützung durch die Parteien Pinnebergs antrat.
Gründungsmitglied Verein Pinneberger Kinder
2016 organisierte Bürgermeisterin Urte Steinberg das Rathaus neu. Perrefort übernahm die Stabsstelle „Strategische Konzeptentwicklung“. Auch außerhalb des Rathauses engagiert sich Perrefort. So ist sie beispielsweise Gründungsmitglied des Vereins Pinneberger Kinder, der bis heute den Kindertag in der Kreisstadt organisiert.
An der Frage, wie es nach der Verabschiedung in den Ruhestand weitergehen soll, zerbricht sich Perrefort daher nicht den Kopf. Ist sie doch vor kurzem auch zur Vorsitzenden des Pinneberger Kulturvereins gewählt worden. Dass Kultur, bei knappen Kassen, nur mit Hilfe Ehrenamtlicher möglich ist, weiß sie natürlich. Die Verwaltungsfachfrau will künftig eine Vorbildfunktion erfüllen, will netzwerken und organisieren. „Hier kann ich meine Erfahrungen einbringen”, freut sie sich schon jetzt und ergänzt: „Über gemeinsame Anstrengungen etwas zu erreichen, macht eben auch zufrieden.”