Konzertkritik

Konzert vom 28.09.2018 im Raatssaal

Großartige Musik mit Sogkraft
Frenetischer Beifall für das Dudok Kwartet Amsterdam / Kulturverein Pinneberg eröffnet Konzertsaison
Pinneberger Tageblatt - 02. Oktober 2018 - von Margot Rung

Die jungen Musiker des Dudok Kwartet Amsterdam gaben ein Konzert der Extraklasse. Foto: Margot Rung

Die Konzerte des Kulturvereins Pinneberg (KVP) sind immer für Überraschungen gut. So auch mit dem fantastisch spielenden Dudok Kwartet Amsterdam, das im fast ausverkauften Ratssaal des Rathauses auftrat und die Klassiksaison nach der Sommerpause eröffnete.

Klänge zu Musik verwoben sind magische Zauberer. Sie vermögen nahezu alles, was uns umgibt, in einen Ausdruck unserer Seele zu verwandeln, sind gleichermaßen Spiegelbilder menschlicher Zustandsberichte und Befindlichkeiten. Dies alles und noch mehr gelang den jungen Musikern des Dudok Kwartet Amsterdam – Judith van Driel, Marleen Wester (beide Violine), Marie Louise de Jong (Viola) und David Faber (Cello) – mit einem Konzert der Extraklasse.

Leoš Janáceks Streichquartett Nr. 1 die „Kreutzer-Sonate“ bewegte sich ständig am Rande der psychischen Schmerzgrenze: traurig, dramatisch, von Wehmut und Wehklagen durchzogen. Vier Sätze, in denen eine ganze Reise stattfindet – großartige Musik mit einer Sogkraft von kompromissloser Intensität. Die Klänge, die die Streicher mit ihren Bögen, mit zupfen und klopfen aus ihren Instrumenten herausholten, waren phänomenal. Von wehklagend, über zart und leicht bis nervzerreißend. Seltsam verloren, fast versöhnlich klang es danach, um dann erneut aus vier kraftvollen Bögen aufzubegehren. Zur Ruhe kam das Thema dennoch nicht. Janáceks Komposition basiert auf einer kleinen Geschichte von Leo Tolstoi – zwei Männer im Zug, einer erzählt dem anderen, dass er seine Frau ermordet hat. Solche Erläuterungen zu den Stücken gab van Driel. Allein durch kurzen Blickkontakt verständigten sich die Musiker, um ihren Vortrag mit improvisatorischem Feinschliff zu würzen.

Danach gab es drei Bearbeitungen von Klavierstücken von Johannes Brahms. „Der Gewalt setzen wir etwas Leises gegenüber“, sagte van Driel. „Als Streichquartett können wir die Klangfarben vielschichtiger interpretieren.“ So austariert, fein und schön erklangen die „Intermezzi op. 116“ und die „Ballade op. 118“, um im „Intermezzo op. 119“ dem ungarischen Brahms Platz zu machen.

Diese Glanzleistung nach der Pause mit dem sehr zu Herzen gehenden Streichquartett „B-Dur op. 130 mit der Großen Fuge op. 133“ von Ludwig van Beethoven fortzusetzen, spricht für das herausragende Können dieser Künstler. Das Ausnahmequartett beschenkte sein Publikum mit einem Beethoven voller Wärme. Dass die Künstler nach den letzten Tönen des Allegro von Ludwig van Beethoven ob der Begeisterung der Leute mehrfach auf die Bühne mussten, ist eigentlich schon eine kleine Sensation für sich.

Traudchen Perrefort, die Erste Vorsitzende des KVP, schwärmte am Ende des Abends: „Nach der Veranstaltung kamen die Leute zu uns und haben sich für das herausragende Konzert bedankt.“ Auch eine Besucherin sagte erfreut: „So was Schönes habe ich lange nicht mehr gehört.“

Beim nächsten Konzert des KVP am Freitag, 19. Oktober, spielen Vérène Andronikoff, Christiane Behn und Vytas Sondeckis Stücke von Debussy, Skrjabin und Rachmaninoff. Start ist um 20 Uhr im Ratssaal, Bismarckstraße 8. Tickets kosten 18 Euro.

Informationen zur Veranstaltung
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